In die Vergangenheit blickend hat sich der Markt der Microstock Fotografie in rasanter Weise zu einem allgegenwärtigen Geschäftsmodell entwickelt. Microstock Plattformen ermöglichen einen unkomplizierten Zugang zu hochwertigen Bildern, welche für kleines Geld erworben werden können. Natürlich ist der Nutzen dahinter, diese meist für kommerzielle Zwecke weiterzuverwenden.
Doch mittlerweile zeichnet sich ein neuer Trend ab: Der von kostenlosen Bildanbietern.
Rückblick: Auf der jährlichen Konferenz der Digital Media Licensing Assoiciation (DMLA), im Oktober 2015, wurde dem Thema „free“ besonders viel Aufmerksamkeit geschenkt. Dabei waren vor allem kostenlose Foto-Stockagenturen und ihre immer größer werdende Prominenz im Fokus..
Da das Wort „free“ im Allgemeinen als Synonym für kostenlos betrachtet werden kann, waren die Teilnehmer von den Einnahmen einiger kostenloser Bildanbieter überwältigt. Wie kann eine kostenlose Fotoplattform überhaupt Geld generieren?
Die Vertreter der kostenlosen Bildanbieter Morgufile und Freepik konnten die Aufregung der anwesenden Kongressbesucher besänftigen, indem sie den Zauber hinter der Methode, mit kostenlosen Bildern Geld zu machen, aufdeckten.
Nichts ist umsonst.
Man kann es sich in etwa so vorstellen wie bei einer Eisdiele die bei 30 Grad im Sommer kostenlos Eis verteilt. Der alleinige Auftritt etwas kostenlos zur Verfügung zu stellen generiert ein sehr hohes Volumen an Verkehr in der Eisdiele.
Dies ist vergleichbar mit den Internetseiten, welche die Bilder kostenlos zur Verfügung stellen. Schon die Monetarisierung nur eines kleinen Teils der Besucher solcher Plattformen genügt, um die kosten für Lizenzgebühren zu decken – darüber hinaus sogar um den Profit einiger traditioneller Bild-Agenturen in den Schatten zu stellen. Um das Ganze noch einfacher zu machen – es gibt zwei Methoden wie man den aufkommenden Verkehr auf der Website zu Einnahmequellen machen kann:
- Werbegebühren
- Affiliate-Gebühren
Einnahmen aus Werbegebühren sind dabei simpel. Der Nutzer wird durch entsprechende Werbeanzeigen (z.B. in Form von Bannern auf der Website) dazu verleitet auf diese zu klicken. Für jeden Klick auf die Anzeige entrichtet Auftraggeber der Anzeige eine Gebühr an den Betreiber der Website auf dem die Anzeige zu sehen ist.
In der Regel werden solche Werbemaßnahmen in CPM (Cost-per-Mille) abgerechnet. Dabei steht das M für die römische Ziffer 1000. Damit man sich die Einnahmen aus solchen Werbemethoden einmal vor Augen führen kann: Die Plattform Unsplash verzeichnet pro Monat 1,63 Milliarden Besucher. Ja, tatsächlich Milliarden… der dabei entstehende Umsatz lässt sich an dieser Stelle nur erahnen.
Affiliate-Gebühren generieren Umsatz, indem die Plattformen neben den kostenlosen Bildern auch kostenpflichtige Alternativen anzeigen. Entscheidet sich ein Besucher den Kauf, so werden die kostenlosen Plattformen mit 15-20% am Umsatz beteiligt.
Eine Kombination aus diesen beiden Einnahmequellen ermöglichen kostenlosen Bildplattformen bei entsprechenden Besucherzahlen eine durchaus positive finanzielle Aufstellung.
Das kehrseite der Medaille.
Der Zweck kostenloser Bildplattformen ist überraschenderweise nicht der, den Benutzern so viele Bilder wie möglich kostenlos und ohne Lizenz zur Verfügung zu stellen. Sondern vielmehr der, die Besucher der Seite weiterzuleiten und ihnen entsprechende Werbebanner anzuzeigen.
Noch einmal zurück zum Beispiel der Seite Unsplash. Diese war bis vor kurzem nur ein Marketingmittel des Unternehmens Crew, eine Vermittlungsplattform für Freelancer aus der Kreativbranche. Der ursprüngliche Zweck von Unsplash sollte lediglich dazu dienen die Besucher weiterzuleiten und somit Traffic für die Website von Crew zu generieren. Als die Gründer jedoch das Potential und den Erfolg hinter dem Modell erkannten, verkauften sie Crew, um sich voll und ganz auf Unsplash konzentrieren zu können.
Andere traditionelle Bildplattformen wie zum Beispiel Getty Images verfolgen ähnliche Strategien.
So nutzen diese ihre kostenlose Bildplattform FreeImages ausschließlich als Referral Medium für ihre eigentliche Seite.
Wie geht es weiter?
Dass die steigende Anzahl kostenloser Bildplattformen nicht nur positive Seiten hat, dürfte hieraus ersichtlich werden. Je mehr kostenlose Bilder den Nutzern des Internets zur Verfügung gestellt werden, desto weiter bewegen diese sich von traditionellen Kaufplattformen weg. Dass traditionelle Bildagenturen und Fotografen hierunter zu leiden haben ist schwer zu verkennen.
Abschließend gilt festzuhalten, dass kostenlose Bildplattformen noch keine wirklich sichtbare Bedrohung für große Bildagenturen darstellen. Bis dato sind sie eher als kleines Marktsegment zu betrachten. Auch wenn die Bedeutung vor allem für kommerzielle Verwendungen von Bildern in Unternehmen und als Teil einer guten SEO (Search Engine Optimisation) Strategie in Zukunft an Relevanz zunehmen dürfte. Bis dato ist die Bedrohung noch nicht groß genug. Sie hat allerdings das Potential still und heimlich zu einer ernsthaften zu werden.